Die Towers machen viel richtig, verlieren aber dennoch gegen Gran Canaria

Die Veolia Towers Hamburg können dem Favoriten aus Gran Canaria über weite Strecken gegensetzen, kassieren mit 76:83 dennoch die nächste Niederlage. Nach der Hinrunde im 7DAYS EuroCup rangieren die Hanseaten weiter auf einem Playoff-Platz.

Raoul Korner: „Ich glaube, man hat heute gesehen, dass wir gegen ein sehr gutes Team gespielt haben. Sie sind sehr ausgeglichen und erfahren. In den wichtigen Momenten haben sie immer die richtige Entscheidung getroffen. Wir haben einen guten Job gemacht, die Dreierlinie zu verteidigen. Wir waren aber nicht in der Lage, sie unter dem Korb entscheidend zu stoppen. Die Aggressivität, die wir gebraucht haben, um sie aus ihrer Komfortzone zu bekommen, haben wir erst zu spät gefunden. Mitte des dritten Viertels und auch zu Beginn des vierten haben wir das exzellent gemacht. Da hatte ich den Eindruck, dass wir richtig im Spiel waren. Wann immer wir sie aber haben, ihr Spiel spielen lassen, haben sie die Partie wieder an sich gerissen.“

Kendale McCullum: „Gran Canaria hatte sich eine 20-Punkte-Führung erspielt. Dass sie anschließend mit weniger Intensität gespielt haben, konnten wir für uns nutzen. Wir waren aber nicht konstant genug, um wirklich Kapital daraus zu schlagen. Und das ist eine Sache, die uns das ganze Jahr schon beschäftigt. Wir haben aber auch unter Beweis gestellt, dass wir auf einem sehr hohen Level spielen können. Ich habe es schon vor dem Spiel gesagt, wir müssen mit Disziplin, Fokus und Härte spielen – dann können wir mit allen Teams um den Sieg spielen. Das hat man auch heute in unseren guten Phasen wieder sehr gut sehen können.“

Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Es ist gut, dass wir in einer Situation waren, wo wir vielleicht auch das Spiel hätten gewinnen können. Wir wissen, dass wir dieses Talent haben. Jetzt müssen wir es aber auch mal wieder tun. Für mich wäre auch ein Sieg nur das Sahnehäubchen gewesen. Gran Canaria hat aber verdient gewonnen, weil wir einige Dinge nicht richtig gemacht haben. Ich bin happy, dass ich auch ein paar Würfe getroffen habe. Dass ich jetzt aber Dreier werfe, kann nicht die Lösung sein.“

Veolia Towers Hamburg 76:83 Gran Canaria (17:25, 37:48, 57:70)

Beide Teams begannen zunächst sehr konzentriert. Den Veolia Towers war anzumerken, dass sie sich gegen den Favoriten aus Gran Canaria keine leichten Fehler erlauben wollten. Während Kendale McCullum direkt das Tempo hochhielt, stopfte Yoeli Childs über seinen Gegenspieler. Die 2285 Fans in der edel-optics.de Arena staunten nicht schlecht, als die Hamburger nach Dunk von Philipps und sicher verwandelten Freiwürfen von Lukas Meisner mit fünf Zählern in Front lagen. Die Führung hielt – für genau 75 Sekunden. Mehr Zeit benötigte Gran Canaria nicht, um sich mit einem 7:0-Run wieder zu rehabilitieren. Per Auszeit versuchte Raoul Korner das aufkeimende Momentum der Spanier direkt zu unterbinden. Doch die Truppe des Ex-Ulm-Trainers Jaka Lakovic dachte gar nicht daran, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Bei jeder kleinen Gelegenheit zog Granca, so der Spitzname des Inselteams, das Tempo an und zum Ende des ersten Viertels bis auf acht Punkte davon.

Mit Kendale McCullum zurück auf dem Feld agierten auch die Veolia Towers zu Beginn des zweiten Viertels wieder mit sichtbar mehr Geschwindigkeit. Der quirlige Guard verwandelte zunächst einen Dreier mit Brett und ließ sich anschließend auch durch ein Foul nicht am Korberfolg hindern. Während der Taktgeber bereits 11 Zähler auf seinem Konto verbucht hatte, war sein Team wieder auf zwei Punkte dran. Doch wieder konterten die Gäste mit einem Zwischenspurt. Knapp fünf Minuten vor der Halbzeit ging Gran Canaria das erste Mal zweistellig in Führung. Die Spanier hatten nun ihre Spielfreude entdeckt und kreisten den Ball so lang um die Hamburger Defensivreihen, bis der gewünschte Schütze gefunden war. Ein Dreier des 32-jährigen Brasilianers Vitor Benite wurde ausgelassen gefeiert, während Raoul Korner die nächste Auszeit forderte. Kurz nachjustiert kamen die Towers noch einmal auf acht Punkte heran, ehe Benite mit einem weiteren Dreier die Partie in die Halbzeit schickte.

Nach dem Seitenwechsel zog Gran Canaria das Intensitätslevel noch einmal spürbar an. Nach nicht einmal zweieinhalb Minuten hatten die Gäste ihr Foullimit überschritten. Doch genauso lange dauerte es, bis Yoeli Childs von der Freiwurflinie wieder Zählbares für die Hamburger auf die Anzeigetafel brachte. Einen Vorteil konnten die nimmermüde anrennenden Veolia Towers aus der Situation jedoch nicht gewinnen. Zu treffsicher waren die Spanier in dieser Phase unterwegs – gleich sechs Abschlüsse in Serie rauschten durch die Reuse. Die Hypothek wuchs bis auf 21 Punkte. Doch vorzeitig die Segel zu streichen, gehört nicht zum Hamburger Selbstverständnis. Und schon gar nicht zum Mindset von Anführer Kendale McCullum. Der Guard übernahm fortan, forcierte drei Ballgewinne, bediente Jonas Wohlfarth-Bottermann zweimal mustergültig und traf abschließend selbst noch zwei eng verteidigte Würfe. Die Drangphase nutzten die Hamburger, um zum Ende des dritten Viertels wieder auf 13 Zähler zu verkürzen.  

Zu Beginn des Schlussviertels schien die Korner-Truppe einen Weg gefunden zu haben, das spanische Topteam gehörig zu ärgern. Im Kollektiv zwangen die Hamburger Gran Canaria zum Überschreiten der Angriffszeit. Der angeschlagen in die Partie gegangene Ziga Samar setzte sich artistisch durch und drückte den Rückstand wieder in den einstelligen Bereich. Dann aber häufte sich das Pech – auch offene Würfe oder Abschlüsse in direkter Korbnähe fielen nicht, dafür nahmen nun die – gemessen am immensen Druck der Gäste – zuvor auf ein Minimum reduzierten Ballverluste zu. Mit einem sehenswerten Alley-Oop beendete Yoeli Childs eine fünf Minuten wehrende offensive Durststrecke. Der Rückstand war währenddessen wieder zweistellig geworden. Doch noch immer dachten die Hamburger nicht ans Ende. Mit einem 7:0-Lauf schlossen die Hanseaten noch einmal auf. Und auch wenn es am Ende nicht zur Überraschung gegen den Titelanwärter im 7DAYS EuroCup reichte, konnten sich die Veolia Towers trotz der Niederlage erhobenen Hauptes – und mit einem Buzzer-Dreier von Jonas Wohlfarth-Bottermann – aus der Hinrunde der Gruppenphase verabschieden.

Stats: Schoormann (3), Philipps (5), Meisner (11, 3 Ass.), Woodard (8, 5 Reb., 3 Ass.), Samar (6, 3 Ass.), McCullum (15, 5 Reb., 8 Ass., 4 Stl.), Hinrichs (2), Clark II (2, 3 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (15), Childs (9, 5 Reb.)