Deutlicher Reality-Check gegen Tabellenführer

Die Veolia Towers Hamburg unterliegen (72:101) gegen die Telekom Baskets Bonn, die damit weiterhin ungeschlagen die Tabelle anführen. Trotz des deutlichen Ergebnisses honorieren 3.400 Fans in der ausverkauften Arena die Moral.

Raoul Korner: „Glückwunsch an Bonn zum deutlichen und absolut verdienten Sieg – auch in der Höhe. Das spiegelt genau das Kräfteverhältnis der beiden Teams im Moment wider. Wir haben die Pause offenbar weniger gut überstanden und verdaut. Defensiv haben wir keinen Zugriff gefunden und offensiv den Ball nicht im Korb untergebracht. Das ist eine ziemlich schlechte Mischung, wenn du gegen ein Team spielst, das auf diesem Level agiert. Demnach ist das Ergebnis so wie es ist. Im letzten Viertel haben wir uns nicht komplett aufgegeben und gefightet. Aber ansonsten braucht man nicht viel sagen, das Ergebnis sagt alles.“

Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Wir haben heute nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben – so hat Bonn ohne Hindernisse ihr Spiel spielen können und sehr verdient gewonnen. Das Problem war heute unsere Defense und die daraus entstandenen Offensivprobleme. Wir konnten keinen eigenen Rhythmus finden und noch dazu trifft der Gegner dann noch jeden Wurf. Mit solchen Fehlern verliert man dann gegen einen solchen Tabellenführer mit 30 Punkten. Wir müssen jetzt anfangen, aus diesen Fehlern zu lernen und es im nächsten Spiel – mental und auch physisch – wirklich besser zu machen.“

Veolia Towers Hamburg 72:101 Telekom Baskets Bonn (18:25, 38:53, 52:83)

Auch wenn die Hauptakteure auf dem Parkett nur noch bedingt Erinnerungen an die drei Begegnungen aus dem Mai hervorriefen, brachten die Veolia Towers Hamburg und Telekom Baskets Bonn von Beginn an eine an die vergangenen Playoffs erinnernde Atmosphäre in die edel-optics.de Arena. Die Intensität wurde dem erwarteten Topspiel ebenso gerecht wie die Lautstärke von den Rängen. Zwei Drives von Co-Kapitän Lukas Meisner heizten die Stimmung ebenso weiter auf, wie der nach dem Ball über das Parkett hechtende Kendale McCullum. Doch auch die Gäste aus dem Rheinland fanden schnell zu ihrem Spiel. Ex-Tower TJ Shorts fiel zunächst vor allem als Lenker auf, erzielte mit seinem zweiten Treffer dann den kurzzeitigen zweistelligen Vorsprung für sein Team. Doch noch vor dem Ende des ersten Viertels konnten Ziga Samar und Jonas Wohlfarth-Bottermann von der Freiwurflinie wieder verkürzen.

Der Center eröffnete dann auch mit einem Ballgewinn und anschließendem Dunk sowie zwei weiteren Zählern den zweiten Abschnitt. Mit einem And-One verkürzte Marvin Clark II den Rückstand weiter. Doch nach dem starken Beginn genügten den Baskets lediglich zwei Minuten, um mit einem 11:0-Lauf wieder zu enteilen. Mittlerweile hatte Shorts die volle Kontrolle übernommen. Gleiches galt im Anschluss für das gesamte Bonner Team. Die Iisalo-Truppe fand eine nahezu an Perfektion grenzende Balance zwischen Inside- und Outside-Spiel. Bei den Towers dagegen fehlte vor allem von jenseits der 6,75-Meter-Linie die Gefahr. Lediglich 20 Prozent (2/10) der Versuche fanden bis zur Pause ins Ziel. So wuchs die Hypothek zwischenzeitlich auf 19 Punkte. In Korbnähe – auch wenn Bonn das Rebound-Duell deutlich dominierte – war das Gefahrenpotenzial größer. Erfolgreiche Abschlüsse von Seth Hinrichs und McCullum verkürzten den Rückstand zur Halbzeit auf 15 Zähler.

Während der Halbzeitpause schien sich die anfängliche Postseason-Atmosphäre deutlich abgekühlt zu haben. Zwar mühten sich die Veolia Towers nach Kräften, einen Anschluss wieder herzustellen. Doch die Bonner Baskets behielten die volle Kontrolle. Was auch immer die Hanseaten versuchten – Zug zum Korb, Wurf aus der Distanz – der Korb schien wie vernagelt. Kapitän Seth Hinrichs beendete eine 4:20 Minuten andauernde offensive Durststrecke. In der Zwischenzeit waren die Baskets bis auf 25 Punkte davongezogen. Zum Ende des dritten Viertels schlichen sich dann auch noch Ungenauigkeiten im Zusammenspiel ein. Ein Monsterblock von Jonas Wohlfarth-Bottermann an Bonns Malcom hatte zwar eindeutiges Top Ten Potenzial – blieb aber eines der ganz wenigen defensiven Highlights nach dem Seitenwechsel. Hingucker am Fließband produzierte dagegen TJ Shorts, der mit seinem vierten Dreier sein Team vor dem Schlussviertel mit 31 Punkten in Front brachte.

Vier schnelle Zähler zu Beginn der letzten zehn Minuten – darunter ein starker WoBo-Dunk – brachten die 3.400 Fans in der zum zweiten Mal in Folge ausverkauften Arena zurück in Spiel. Als Dank für die nimmermüde Hamburger Moral entbrannte nicht nur ohrenbetäubender Lärm. Die Auswechslung des nach Luft ringendem Jonas Wohfarth-Bottermann wurde von Standing Ovations begleitet. Doch näher als auf 20 Punkte brachte diese Drangphase die Hamburger auch nicht heran. Mit einem 6:0-Run sorgten die Bonner direkt wieder für klare Verhältnisse. Spätestens dann war klar, dass die Moral unbelohnt bleiben sollte. In den letzten 3:11 Minuten erhielt dann Youngster Leif Möller noch einmal die Möglichkeit, gegen den auch weiter ungeschlagenen Tabellenführer Erfahrungen zu sammeln.

Stats: Schoormann (3), Philipps, Möller, Meisner (4), Woodard (4, 3 Reb., 4 Ass.), Samar (4, 3 Ass.), McCullum (16, 3 Reb., 5 Ass.), Hinrichs (5, 3 Reb.), Clark II (11), Wohlfarth-Bottermann (10, 5 Reb.), Childs (15)