Chemnitz findet immer eine Antwort
Die Siegesserie der Veolia Towers Hamburg endet mit einer 96:87-Niederlage bei den NINERS Chemnitz. Die Sachsen übernehmen mit ihrem achten BBL-Sieg in Folge vorübergehend die Tabellenführung. VJ King (30) und Aljami Durham (23) waren die effektivsten Tower.
Benka Barloschky: „Es war das erwartet physische und unglaublich schwierige Spiel. Ich habe sehr großen Respekt davor, welche Physis Chemnitz in diesem Jahr vor allem in der Defensive auf das Parkett bekommt. Sie agieren über 40 Minuten immer an der Grenze. Ihre große Qualität ist es, dass sie nie aufhören. Wir haben am Anfang nicht gut dagegengehalten, haben dann aber einen Weg gefunden, ins Spiel zu kommen. Wir hatten auch unsere Runs. Aber immer, wenn wir ein Momentum hatten, hat Chemnitz eine gute Antwort gehabt und deswegen auch verdient gewonnen. Ich bin trotzdem zufrieden. Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Aber wenn wir so weiter arbeiten, dann werden die Ergebnisse kommen.“
VJ King: „Chemnitz hat gut gespielt. Sie waren von Beginn an ausgesprochen physisch. Das haben sie die komplette Partie über für sich genutzt. Es zieht sich ein wenig durch die Saison, dass wir gerade zu Beginn des Spiels in ein Loch fallen, aus dem wir uns dann im weiteren Verlauf herausarbeiten müssen. Ich denke, wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber den Anfang müssen wir uns nochmal anschauen. Und weiter daran arbeiten. Wir vertrauen auf den Prozess.“
Eigentlich taten die Veolia Towers zu Beginn genau das, was sie sich vorgenommen hatten. Sie verteidigten aggressiv, waren physisch präsent. Doch ausgerechnet das entpuppte sich postwendend auch als erstes Übel. Gerade einmal 92 Sekunden waren gespielt, da musste Jonas Wohlfarth-Bottermann nach seinem zweiten Foul auf die Bank. Und weil Aleksander Dziewa – zwar mitgereist, aber nicht rechtzeitig fit – angeschlagen fehlte, waren die Hamburger gezwungen, mit einer Small-Ball-Aufstellung weiterzumachen. Dass die NINERS Chemnitz, deren Fans Lukas Meisner bei jeder Ballberührung lautstark auspfiffen, erst einmal deutlich mehr Freiheiten gewährt bekamen, wirkte sich so gleich doppelt stark auf den weiteren Spielverlauf aus. Während die Mannschaft von Benka Barloschky, der seinem Unmut darüber in einer Auszeit lautstark Luft gemacht hatte, nun deutlich zurückhaltender verteidigte, nutzten die Hausherren die ihnen dargebotenen Freiräume dankend aus. Bis auf 15 Punkte wuchs der Rückstand zwischenzeitlich an. Doch angeführt von Energizer Aljami Durham, der zehn Zähler im ersten Viertel erzielte, arbeiteten sich die Hanseaten innerhalb von zwei Minuten wieder in die Partie. VJ King erzielte per Korbleger den 26:18-Anschluss zum Ende der ersten zehn Minuten.
Der Ausgleich bahnt sich an
Mit seinen BBL-Premierenpunkten vollendete Camron Reece, der für Dziewa im Kader stand, einen viertelübergreifenden 7:0-Lauf. Und unterstrich damit, dass die Hamburger auch den Widrigkeiten, die so ein Nord-Ost-Gipfel mit sich bringt, trotzen können. Zwei weitere Zähler des Kooperationsspielers und einen Dreier von Will Christmas später hatten die Veolia Towers den Rückstand auf vier Punkte reduziert. Auch defensiv lief es, dank eines wieder ausgeglichenen Intensitätslevels auf beiden Spielfeldhälften, besser. Über vier Minuten gestatteten die Hanseaten den Sachsen nur fünf Punkte. Doch gerade als sich der Ausgleich angebahnt hatte, verschaffte der sehr agile Aher Uguak seinem Team mit sechs Punkten in Serie wieder etwas Luft. Doch die Towers drückten weiter. Und hätten, wenn nicht sowohl Jonas Wohlfarth-Bottermann als auch Seth Hinrichs in sehr unglücklichen Aktionen ihr jeweils drittes persönliches Foul kassiert hätten, durchaus nochmals die Chance auf den leistungsgerechten Gleichstand gehabt. Der aber blieb zum Ende der ersten 20 Minuten verwerht. Mark Hughes konnte mit zwei Freiwürfen lediglich zum 45:40-Halbzeitstand verkürzen.






Mit Beginn der zweiten Spielhälfte legten die NINERS Chemnitz erst einmal wieder vor. Was vor allem daran lag, dass die Veolia Towers ihre Würfe nicht trafen und sich obendrauf zwei Ballverluste leisteten. Die Hypothek war wieder im zweistelligen Bereich, da nahm Benka Barloschky die Auszeit. VJ King konnte zwar auch direkt vier Punkte aus der Unterbrechung heraus erzielen. Daran, dass die Hausherren nun kurz davor waren, die Kontrolle zu übernehmen, änderte sich aber erstmal nichts. Doch auch in der zweiten schwierigen Phase des Abends fanden die Hamburger wieder eine gute Antwort. Und das einmal mehr über ihre Defensive. Erst King, dann Christmas klauten Ex-Hamburger Deandre Lansdowne in zwei aufeinanderfolgenden Chemnitzer Angriffen den Ball. Und leiteten damit einen 2:11-Zwischenspurt ein – den Mark Hughes per Dreier und Aljami Durham von der Freiwurflinie vollendeten. Der Rückstand war wieder auf vier Punkte geschrumpft. Doch ein weiteres Mal war die Druckphase nicht lang genug, um der Partie eine Wendung zu verpassen. Stattdessen trieben die stürmischen Fans der NINERS ihr Team zu einem Schlussspurt an, der im 72:61-Pausenstand nach dem dritten Viertel gipfelte.
Es fehlt der letzte Push
Dieses Momentum nahmen die Hausherren mit in den Schlussabschnitt. Und so bedurfte es für das Team von Rodrigo Pastore lediglich drei weitere Angriffe, einer dafür durch den nächsten Turnover der Veolia Towers begünstigt, um wieder mit 15 Punkten zu führen. Erneut beorderte Benka Barloschky seine Schützlinge für 60 Sekunden auf die Bank. Und ebenso wiederholt fighteten sich die Veolia Towers wieder zurück. Während in der Verteidigung alle Hamburger ihren Anteil hatten, übernahm im Angriff fast ausschließlich VJ King – der Forward verwandelte sowohl in Korbnähe als auch jenseits der 6,75-Meter-Linie äußerst hochprozentig. Insgesamt 15 seiner 30 Punkte erzielte der US-Amerikaner im Schlussabschnitt. Und so gelang es den Hanseaten ein weiteres Mal, auf einen einstelligen Rückstand zu verkürzen. Doch wie schon in den vorangegangenen Phasen fehlte auch im letzten Comeback-Versuch des Abends der finale Push. Und so konnte NINERS Topscorer Wesley van Beck mit drei Zählern in Serie bereits zwei Minuten vor Schluss die Entscheidung herbeiführen. Letzte Treffer von Durham und King, Hamburgs effektivsten Akteuren, änderten am Ausgang nichts mehr, sorgten aber für den 96:87-Endstand.
Stats: Hughes (5), Brauner, Möller, Meisner, Reece (4), Christmas (13), Hinrichs (5, 6 Reb.), King (30, 4 Reb., 3 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (7), Durham (23, 7 Reb., 5 Ass.)