BYE-BYE Pauldingburg

Die Hamburg Towers kämpfen mit verkürzter Rotation aufopferungsvoll gegen die EWE Baskets Oldenburg und sichern sich auch dank eines deutlichen Plus im Rebounding einen 101:85 (33:23, 54:39, 72:66) Erfolg gegen den Tabellenvorletzten.

WIE LIEF’S Wie zu erwarten, begannen beide Teams mit viel Tempo. Und obwohl mit Maik Kotsar und Robin Christen zwei Big Men kurzfristig mit Erkältungssymptomen ausfielen, dominierten die Hausherren in den Anfangsminuten die Bretter. Die EWE Baskets Oldenburg schlossen zwar deutlich häufiger ab, ließen das Gros ihrer Chancen jedoch ungenutzt. Die Towers agierten dagegen deutlich strukturierter und brachten sich dank guter Quoten in Führung. Auf den Rängen lieferten sich die rund 100 mitgereisten Fans aus Oldenburg ein lautstarkes Duell mit dem Towers Fanclub in der mit 1837 Fans gut gefüllten edel-optics.de Arena. Die zweistellige Führung zum Ende des ersten Viertels ging aufgrund einer Verletzung von Justus Hollatz, der während eines Oldenburger Fastbreaks umgerannt wurde und anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Parkett getragen werden musste, aber etwas unter. Mit einem krachenden Dunk holte Caleb Homesley das Publikum zu Beginn des zweiten Viertels aber direkt wieder ins Spiel. Auf dem Parkett bekamen die Towers nun auch die nimmermüde anrennenden Gäste mehr und mehr in den Griff. Neben dem Rebounding stimmte auch die Abstimmung in der Defensive. Zwischenzeitlich wuchs die Führung bis auf 19 Zähler. Mitte des zweiten Viertels bekam Seth Hinrichs seine erste Verschnaufpause – fünfzig Sekunden nahm der Forward auf der Bank Platz, musste nach dem dritten Foul von Eddy Edigin aber umgehend zurück in die Partie. Auch Justus Hollatz kehrte für Sekundenbruchteile zurück, signalisierte aber umgehend, dass das rechte Knie zu stark schmerzte. Doch auch deutlich dezimiert hielten die Hamburger ihr Energielevel hoch und zwangen die Gäste zu, auch für Oldenburger Verhältnisse, überhasteten Abschlüssen. Der letzte Wurf von Caleb Homesley vor der Halbzeit sprang unglücklich aus dem Ring, die Führung blieb dennoch deutlich. Nach dem Seitenwechsel war das Tempo zunächst deutlich abgeflacht. Erst zwei Dreier auf Hamburger, sowie einer auf Oldenburger Seite brachten zunächst Punkte und anschließend auch wieder mehr Bewegung. Doch davon profitierten erstmal nur die Baskets, die bis auf fünf Punkte verkürzten, ehe Pedro Calles zur Auszeit griff. Und der Head Coach hatte die richtigen Worte parat – sein Team stoppte die Oldenburger Aufholjagd. Bis zum Ende des dritten Viertels hielten die Towers ihren Vorsprung dann bei sechs Zählern. Mit einem blitzsauberen Dreier eröffnete Caleb Homesley den Schlussabschnitt. Doch noch wichtiger als die Zähler des Topscorers war die starke Reboundarbeit von Seth Hinrichs und Lukas Meisner, für die sich die beiden aufopferungsvoll kämpfenden Forwards mit den nächsten Punkten belohnten – und die Führung wieder in den zweistelligen Bereich hievten. Und auch in der Folge zahlte sich aus, dass die Towers hustleten. Max DiLeo schmiss sich nach einem Loose Ball und erntete für seinen Einsatz Standing Ovations. Mit einem langen Zweier erhöhte Lukas Meisner, nach zuvor fünf Punkten von Topscorer Caleb Homesley, auf 15 Punkte. Entschieden war die Partie noch nicht – Oldenburg brachte sechs Zähler in Folge unter, ehe Lukas Meisner erneut mit Offensivrebound und Punkten zur Stelle war. Und auch der entscheidende Punch war anschließend dem starken Lukas Meisner vergönnt – mit einem Posterdunk über Oldenburgs Legende Rickey Paulding sorgte er für den sinnbildlich passendsten Abschluss. Während sich Max Heidegger in den Schlusssekunden noch mit überaus unsportlichem Verhalten in das Gedächtnis der Hamburger Fans brannte, sorgte die Towersfamily mit Standing Ovations für Oldenburgs Kapitän Paulding für einen verdienten Abschluss im allerletzten Spiel der Bundesliga-Legende in der Hansestadt.

TOWERS-STATS J. Brown (15, 3 Reb.), Z. Brown (14, 4 Reb., 3 Ass.), DiLeo (3), Homesley (27, 10 Reb, 7 Ass.), Meisner (20, 13 Reb.), Hinrichs (10, 11 Reb., 4 Ass.), Bluiett (10, 4 Reb.), Edigin (2), Hollatz (3 Reb.)

Rickey Paulding freute sich am Ende über den Abschiedsapplaus. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Seth Hinrichs vs. Oldenburger Center. Fast 34 Minuten ackerte Seth Hinrichs auf der für ihn eher ungewohnten Center-Position. Und hatte mit Oldenburgs Tai Odiase und Martin Breunig zwei der athletischsten und kräftigsten Big Men der Liga als Gegenspieler. Doch mit Einsatz, Wille und einer großen Portion Raffinesse schränkte der Hamburger Forward die Kreise seiner Kontrahenten gekonnt ein. Gemeinsam kamen die beiden Oldenburger auf 21 Zähler (Odiase 15, Breunig 6) und 14 Rebounds (Odiase 8, Breunig 6). Seth Hinrichs kam abschließend auf 10 Punkte und 11 Rebounds, sowie 4 Assists – davon gelangen dem Oldenburger Centergespann dagegen lediglich einer.

TOWER OF THE GAME Mit seinem Dunk über Baskets-Legende Rickey Paulding lieferte Lukas Meisner die Szene der Partie. Im vierten Viertel stopfte der Forward den Ball direkt aus dem Einwurf über den 39-Jährigen und ließ sich auch durch ein Foul nicht stoppen. Immer wieder schnappte Meisner seinen Gegnern im Rebound den Ball weg, war mit 13 Abprallern der Top-Rebounder der Partie. Dazu erzielte der 26-Jährige mit 20 Punkten seine Saisonbestleistung in der easyCredit BBL. Dank des beeindruckenden Double-Doubles und noch viel mehr Einsatz auf beiden Seiten des Feldes war Lukas Meisner der effektivste Spieler des Abends und damit zurecht der Tower of the game.

WHAT’S NEXT Mitte der kommenden Woche nimmt auch der 7DAYS EuroCup den Spielbetrieb wieder auf. Die Hamburg Towers bestreiten am Mittwoch (20.30 Uhr) den 14. Spieltag in der Gruppe A bei Boulogne Metropolitans 92. Dafür reist der Towers-Tross bereits am Dienstag in die französische Hauptstadt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in Paris geht es noch am Abend zur abschließenden Trainingseinheit in den Vorort Levallois. Der Palais des Sports Marcel-Cerdan ist dann auch am Mittwoch Austragungsort des Duells gegen den aktuellen Gruppenvierten. Das Hinspiel entschied Metropolitans 92 Mitte November mit 84:94 für sich. Aufseiten der Franzosen überragte Center Vince Hunter mit 26 Punkten und 14 Rebounds – auch weil Hamburgs Center Maik Kotsar fehlte. Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Hanseaten war einmal mehr Caleb Homesley, der mit 29 Punkten seine bis dato gültige EuroCup-Bestleistung erzielte.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Seth Hinrichs hatte Oldenburgs Center unter Kontrolle. | Foto: Dennis Fischer

PEDRO CALLES: „Ich bin natürlich über den Sieg sehr glücklich, die Jungs haben alle extrem hart gekämpft. Wir konnten in den letzten Wochen nicht wie gewohnt trainieren und mussten kurzfristig auf zwei Spieler verzichten. Es war also beeindruckend, wie die Spieler die Intensität und Energie auf Spielfeld gebracht haben. Wir haben wie in München eine große Führung zur Halbzeit gehabt, in diesem Spiel ist es uns allerdings gelungen, auch nach der Pause energiegeladenen Basketball zu spielen und den Heimsieg einzufahren.“

SETH HINRICHS: „Die Oldenburger hatten heute auf den großen Positionen einen Vorteil. Beispielsweise Lukas oder ich mussten aufgrund des sehr kurzfristigen Ausfalls von Maik Kotsar auf seine Position übernehmen. Wir haben zum Glück einen Weg gefunden und haben alle gemeinsam Herz gezeigt. Der Sieg war heute sehr wichtig für uns. Das Selbstvertrauen nehmen wir für die nächsten Spiele mit.“

LUKAS MEISNER: „Wir wussten heute von der ersten Sekunde an, dass wir um jeden Ball kämpfen werden müssen. Glücklicherweise haben wir genau diese Energie finden können, um dieses Spiel zu gewinnen. Die Extra-Motivation und diesen Extra-Willen hatten wir heute, sodass wir auf jeden Lauf der Oldenburger eine passende Antwort gefunden haben.“