Bissige Towers verlieren gegen coole Bonner
Die Veolia Towers unterliegen den Telekom Baskets Bonn nach starkem Kampf mit 80:87. Spielentscheidend ist neben elf Ballverlusten in der zweiten Hälfte die Coolness eines Bonners. Fünf Hamburger punkten zweistellig – VJ King mit 15 Zählern Topscorer.
Benka Barloschky: „Wir müssen als Mannschaft verstehen, wenn man den Ball in der zweiten Halbzeit elf Mal verliert, dann muss man defensiv quasi perfekt spielen. Der Spielraum für Fehler geht dann gegen null. Und gegen Teams mit solch einer Qualität wie Bonn ist das fast unmöglich. Wir haben es defensiv über das ganze Spiel nicht schlecht gemacht, die Turnover aber brechen uns das Genick. Wir haben Watson und Kennedy ganz gut ihrer Stärken berauben können. Aber dann kommt halt Harald Frey, der im vierten Viertel so ein Spiel mit kühlem Kopf dann auch entscheiden kann.“
Lukas Meisner: „Was uns derzeit fehlt, ist die Toughness über 40 Minuten. Regelmäßig sehen wir, dass wir mit Teams wie Bonn auf Augenhöhe spielen. Auch heute spielen wir eine gute erste Hälfte und sehen, dass wir das Spiel mit besserer Excecution und ein paar mehr Rebounds richtig an uns reißen können. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir es dann nicht mehr so aufs Parkett gebracht.“
Im Vorfeld versprach das Nachbarschaftsduell zwischen den Veolia Towers und den Telekom Baskets Bonn viel – in der edel-optics.de Arena mussten die 3400 Zuschauenden 60 Sekunden auf den ersten Korberfolg warten. Damit nahm die Partie dann aber ordentlich an Fahrt auf. Während Aljami Durham in der Offensive das Tempo anzog, versuchten die Hamburger in der Defensive das Spiel der Gäste möglichst langsam zu machen. Dass die Gäste sich nicht abschütteln ließen, lag unter anderem auch an den drei zweiten Chancen, die sich die Mannschaft von Roel Moors in der frühen Phase sicherte. Um den Druck in der Verteidigung möglichst am Anschlag zu halten, ließ Benka Barloschky viel rotieren. Nach sieben Minuten checkte mit Lukas Meisner, der damit sein 150. BBL-Spiel bestritt, bereits der zehnte Protagonist in die Partie ein. Dennoch gelang es den Rheinländern, mit einem 6:0-Lauf auszugleichen. Auch auf die anschließenden erfolgreichen Abschlüsse von Jonas Wohlfarth-Bottermann und das Drei-Punkt-Spiel von Mark Hughes fand Bonn eine gleichwertige Antwort. Thomas Kennedy brachte die Baskets mit seinen ersten Zählern dann zum ersten Mal an diesem Abend in Führung – der erste Abschnitt endete entsprechend mit 18:20.
Bissige Defensive bescherte Halbzeitführung
Auch zum Start des zweiten Viertels setzten beide Teams weiterhin sehenswerte Akzente am offensiven Ende. Jubilar Lukas Meisner glich mit einem Dreier aus. Nach einem Steal des vierfachen Nationalspielers hätten die Hamburger sogar wieder vorlegen können. Da im Fastbreak jedoch die letzte Präzision fehlte, brachte stattdessen Bonn die nächsten Zähler auf das Scoreboard. Die Drangphase der Veolia Towers, angefeuert von einer wieder zunehmend bissigeren Defensive, hielt dessen ungeachtet aber an. So krönte erst Aleksander Dziewa eine erfolgreiche Verteidigungssequenz, dann war es Meisner, der nach einem Ballgewinn von Leif Möller, das Momentum per Dreier in eine Führung verwandelte. Nach konsequenten Abschlüssen von VJ King und Will Christmas am Ring lagen die Towers mit fünf Zählern vorn. Unterstützt von einer fantastischen Kulisse verteidigten die Hanseaten ihre Führung, die nach einem King-Dreier gar auf sieben Punkte angewachsen war, in den letzten drei Minuten vor der Halbzeit aufopferungsvoll. Von der Freiwurflinie besorgte Aljami Durham den 43:38-Halbzeitstand.
Zwar gelang Aleksander Dziewa direkt nach dem Seitenwechsel der erste Korberfolg der zweiten Hälfte. Insgesamt aber kamen die Telekom Baskets Bonn deutlich besser aus der Kabine. Mit einem 8:0-Run rissen die Rheinländer die Führung innerhalb von 85 Sekunden wieder an sich. Die Hamburger blieben ihrerseits über fünfeinhalb Minuten ohne weiteren Treffer aus dem Feld. Dass es dennoch äußerst knapp blieb, lag einerseits an vier Treffern an der Freiwurflinie und andererseits an einer dennoch starken Verteidigungsleistung. Denn auch Bonn verbuchte für knapp drei Minuten nur einen Freiwurftreffer von Till Pape. Auf der Anzeigetafel spiegelte sich der nervenzehrende Abnutzungskampf in einer Ein-Punkt-Führung der Gäste wider. Als Pape im Anschluss einen freien Abschluss an den Ring legte, nutzten die Towers ihre Chance: Mit einem And-One, gefolgt von einem Ecken-Dreier holte Mark Hughes die Führung zurück auf Hamburger Seite. Das optische Highlight folgte in den letzten 2,9 Sekunden: Ein Touchdown-Pass von Aljami Durham landete in den Händen von VJ King. Sirene – 64:60-Führung.
Die entscheidende Coolness eines Norwegers
Weil Lukas Meisner erst einen frechen Dreier und dann einen Freiwurf traf, behaupteten die Veolia Towers trotz sieben Bonner Zähler noch für 120 Sekunden ihren Vorsprung. Nach einem Distanztreffer von Brian Fobbs war das Plus allerdings aufgezehrt, die Gäste wieder in Front. Als anschließend Thomas Kennedy einen Fastbreak mit einem krachenden Dunk beendete, griff Benka Barloschky zur Auszeit. Die Unterbrechung, eine starke Defensivsequenz sowie ein Korbleger von Lukas Meisner beendeten den Ansturm jedoch schnell wieder. Die Baskets aber blieben vorn – und setzten sich, angeführt von Harald Frey, bis auf elf Zähler ab. Den Hamburgern blieben 2:47 Minuten, um den bis hierhin höchsten Bonner Vorsprung wieder einzuschmelzen. Dass die Towers darauf brannten, war auch durchaus ersichtlich. Was in der kochend heißen Arena jedoch fehlte, war die zuvor vom Norweger demonstrierte Coolness im Abschluss. Und so mussten die Hamburger nach einem starken Kampf eine 80:87 gegen den Tabellennachbar einstecken, der dank des Sieges an den Veolia Towers im Tableau vorbeizog.
Stats: Hughes (14, 7 Reb.), Brauner, Möller (2), Meisner (12), Dziewa (4), Christmas (12, 4 Reb.), Hinrichs (2, 3 Reb.), King (15, 6 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (6), Durham (13, 6 Ass.)