Jubel nach dem Spiel gegen Ludwigsburg

Big-Play-Beben gegen den einstigen Angstgegner

Die Veolia Towers sichern sich dank des 89:84-Sieges gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg einen Big-Point im Rennen um die Play-In-Plätze. Kapitän Jonas Wohlfarth-Bottermann wird am Ende mit MVP-Sprechchören gefeiert. Will Christmas wird mit neuer BBL-Bestleistung (28) zum Topscorer.

Benka Barloschky: „Die Art und Weise, wie wir nach dem schwierigen Start im Spiel geblieben sind, war für mich die entscheidende Grundlage zum Sieg. Wir hatten noch das letzte Spiel in den Köpfen, waren etwas verunsichert. Und Ludwigsburg war auch voll da und sehr aggressiv. Aber sich dann wieder zurückzukämpfen, gegen alle Widerstände anzukämpfen, das hat uns heute den Sieg beschert.“

Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Ich habe zum ersten Mal in meiner Karriere MVP-Sprechchöre für mich gehört. Das weiß ich sehr zu schätzen. Ich glaube, es ist natürlich mit einem kleinen Schmunzler zu sehen. Aber auch eine Wertschätzung dafür, wie ich mich in das Spiel reingehauen habe. Ich freue mich wirklich sehr, dass das von den Fans honoriert wurde. Wir sind in den letzten Spielen gestolpert, konnten das durch den Sieg gegen Ludwigsburg ein wenig ausgleichen. Wir haben ein klares Ziel und dafür war das sehr wichtig.“

Bessere Werbung für Hamburg als Sportstadt konnte es an diesem Samstagabend wohl kaum geben. Sowohl im Volkspark als auch im Inselpark stand Spitzensport auf dem Programm. Während die Fußballer am Abend gegen Tabellenführer Kiel um ihre Aufstiegschance spielten, ging es auch im Duell zwischen den Veolia Towers und den MHP RIESEN Ludwigsburg in der Arena im Herzen Wilhelmsburgs ebenso um wichtige Punkte fürs Tabellenbild. Und so war die Dringlichkeit eines Sieges für beide Seiten direkt mit Spielbeginn sichtbar. Vor den Augen von Innen- und Sportsenator Andy Grote und 3025 Fans setzten sich zunächst die schwäbischen Gäste ab. Drei frühe Distanztreffer verhalfen der Mannschaft von Josh King zu einem 12-Punkte-Plus. Mit aufmerksamer Defensive fighteten sich die Hamburger aber zurück – und konnten den Rückstand zügig wieder in den einstelligen Bereich drücken. Dank fünf Punkten von Aljami Durham, darunter auch der erste Hamburger Dreier der Partie, war die Hypothek zum Ende des ersten Viertels auf 17:22 reduziert.

Will Christmas nicht zu stoppen

Nach einem hart erkämpften Offensivrebound von Jonas Wohlfarth-Bottermann gegen Ex-Towers Eddy Edigin vollendete VJ King den viertelübergreifenden 7:0-Lauf. Näher als auf drei Punkte konnten die Veolia Towers zunächst jedoch nicht anschließen. Denn die robuste Ludwigsburger Verteidigung zwang die Hamburger zu zwei Ballverlusten in Serie. Die Mannschaft von Benka Barloschky schreckte vor dem nicht weniger werdenden Druck allerdings nicht zurück. Immer wieder zogen die Hanseaten dorthin, wo es wehtut. Mit Erfolg: Nach einem beherzten Drive fand Brae Ivey Teamkollege Will Christmas an der Dreierlinie – und der verwandelte nervenstark zum Ausgleich. Der Forward besorgte anschließend auch die erste Towers-Führung an diesem Abend, indem er zuerst unter Bedrängnis am Korb und anschließend erneut von Downtown verwandelte. Zweieinhalb Minuten vor der Pause hatten Christmas und Aljami Durham ihrem persönlichen Konto bereits jeweils zehn Zähler gutgeschrieben. Doch während Energizer Durham das Ende der ersten Halbzeit mit drei persönlichen Fouls von der Bank aus verfolgen musste, war Will Christmas nicht mehr zu stoppen – und behauptete mit sieben weiteren Punkten die 48:46-Halbzeitführung.

Nach dem Seitenwechsel setzten die Veolia Towers weiterhin erst einmal auf ihre Defensive. So brachte es Ludwigsburg in fünf Minuten auf lediglich fünf Punkte. Zwar taten sich auch die Hamburger sichtbar schwer, gegen das Verteidigungsbollwerk der Ludwigsburg zu weiteren Zählern zu kommen. Doch die sieben Zähler, von denen Aljami Durham drei an der Freiwurflinie erzielte, genügten, um den Vorsprung sogar leicht auszubauen. Beim Plus von vier Punkten war dann jedoch Schluss. Ludwigsburg legte für kurze Zeit wieder vor, Aljami Durham kassierte seine vierte Verwarnung und musste hörbar frustriert wieder auf die Bank. Doch auch ohne ihren Energizer nahmen die Hanseaten wieder Schwung auf. Mitten im Geschehen: Immer wieder Jonas Wohlfarth-Bottermann. Der Towers-Kapitän leistete gegen den NBA-ambitionierten Ariel Hukporti Schwerstarbeit unter den Körben – war beim Rebound seinem 12 Jahre jüngeren Gegenüber aber immer eine Fingerlänge voraus. Zum Ende des dritten Viertels hatte sich der Routinier bereits all seine elf Abpraller gesammelt. Und damit seinem Team die Grundlage für die 65:59-Führung vor dem Schlussabschnitt geliefert.

MVP, MVP, MVP für Big-Play WoBo

Dem einstigen Angstgegner – die ersten neun Partien seit dem Aufstieg 2019 gingen verloren – hatten die Hamburger bereits eindrucksvoll zugesetzt. Zeit für eine Verschnaufpause blieb den Veolia Towers jedoch nicht. Umso besser, dass Nico Brauner auf den bereits siebten Dreier von RIESEN-Topscorer Desure Buie mit einem eigenen Distanztreffer zur Stelle war. Und damit für einen Funken sorgte, der die Defensive zusätzlich befeuerte. Zwei starke Verteidigungssequenzen münzten Topscorer Will Christmas und Brae Ivey in weitere Punkte um. Zum ersten Mal lagen die Hamburger zweistellig in Führung. Zwar konnte Ivey, mittlerweile zweitbester Scorer, im Anschluss auch einen wilden Triple im Korb unterbringen, zum Start der Crunchtime hatten die RIESEN aber wieder auf vier Zähler angeschlossen. Benka Barloschky nahm innerhalb von 40 Sekunden gleich zwei Auszeiten, in denen er genau den richtigen Ton traf. So wie die Hamburger Fans, die WoBo in der Schlussminute mit MVP-Sprechchören ehrten. Denn der Kapitän zementierte mit seinen defensiven Big Plays nicht nur den 89:84, sondern brachte bei der abschließenden Uffta auch die Inselpark Arena und die Sportstadt zum Beben.

Stats: Brauner (3), Möller, Meisner (2, 3 Ast.), Ivey (15, 6 Reb., 6 Ast., 4 Stl.), Dziewa (1), Christmas (28, 4 Reb., 3 Ast.), Hinrichs (4, 3 Reb.), King (14, 3 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (9, 11 Reb.), Durham (13)