Auf zum Hochkaräter in die Hauptstadt

Am Mittwoch (27.04.) sind die Hamburg Towers beim amtierenden deutschen Meister und Pokalsieger ALBA BERLIN gefordert. Tipoff der vorverlegten Partie des 33. Spieltages ist um 19 Uhr. Magenta Sport überträgt ab 18.45 Uhr live.

WHAT’S UP?! Nach dem Sensationserfolg der Hamburg Towers gegen München am vergangenen Sonntag (87:83) hat das Team von Pedro Calles gleich drei Matchbälle – also die Chance, mit einem Sieg aus den verbleibenden drei Hauptrundenspielen die zweite Playoff-Qualifikation aus eigener Kraft zu schaffen. Dabei wäre es sogar unerheblich, wie das Verfolger-Duell zwischen Crailsheim und Göttingen am Dienstag ausgeht – der siebte Platz wäre sicher. Auch bei einer weiteren Niederlage der Bamberger wäre die Teilnahme an der Postseason, sogar unabhängig der eigenen Ergebnisse, sicher. Doch auf ein „Was wäre, wenn …“ will sich die Mannschaft von Pedro Calles nicht einlassen. Und so bestenfalls mit einem Erfolg am Mittwoch (27.04.) beim amtierenden deutschen Meister und Pokalsieger ALBA BERLIN für klare Verhältnisse sorgen. Doch ebenso wenig wie eine Platzierung unter den besten acht Teams in der easyCredit BBL ist auch das Auswärtsspiel in der Hauptstadt kein Selbstläufer. Mit sieben Siegen in Folge sind die Berliner derzeit hinter Tabellenführer Bonn das Team mit der zweitlängsten Erfolgsserie. Zwar hat der zehnmalige Meister noch drei Nachholspiele zu absolvieren, hat aber bisher eine Niederlage weniger kassiert als der einstige Dauerrivale. Die größte Herausforderung für das Team von Aito-Nachfolger Israel Gonzalez wartete in dieser Saison in den eigenen Reihen: Verletzungssorgen bestimmten die Spielzeit 2021/22, mitunter vier, fünf Profis waren zeitgleich zum Zuschauen gezwungen. Kein einziger Berliner konnte alle BBL-Partien bestreiten, nur sechs Spieler haben weniger als fünf Spiele verpasst. Am härtesten traf es wohl Marcus Eriksson, der seit dem Hinspiel keine weitere BBL-Partie mehr bestreiten konnte. Neben ihm wird auch der frisch-operierte Tim Schneider fehlen. Dass die weiteren Rekonvaleszenten zuletzt zurückgekehrt sind, trägt auch dazu bei, dass ALBA BERLIN derzeit seinen besten Basketball spielt. Mit 85,3 Punkten erzielen sie durchschnittlich nur marginal weniger Zähler als die Hamburger (85,4), schnappen sich die meisten Rebounds (39,8) und verteilen die meisten Assists (22,6). Gleichzeitig sind die Hauptstädter das beste Defensivteam – lassen nur 72,3 Punkte pro Partie zu, zwingen ihre Gegner regelmäßig zu schlechten Würfen (42,7%). Der erst zum Saisonstart gewechselte Oscar da Silva (11,3 Pkt.) hat sich vor dem letztjährigen MVP und Ludwigsburger Teamkollegen Jaleen Smith (10,0) als Topscorer etabliert. Bester Rebounder (5,4) und bester Vorlagengeber (5,4) ist auch in seinem fünften Jahr Point Forward Luke Sikma. Weiterhin der größte Trumpf ist aber die Ausgeglichenheit des Kaders – elf einsatzfähige Akteure kommen auf mindestens 15 Minuten Einsatzzeit, ebenso viele Spieler steuern mindestens fünf Punkte bei.

Nur in den Farben getrennt – Berlins Ben Lammers und Hamburgs Jaylon Brown verbindet eine Freundschaft. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Jaylon Brown vs. Ben Lammers. Oder ein Duell unter Freunden. Vor ihrem Wechsel nach Hamburg und Berlin gingen beide von 2018 bis 2020 gemeinsam für Bilbao auf Korbjagd, wurden nicht nur auf einer Pressekonferenz zusammen vorgestellt, sondern erlebten auch gemeinsam 2019 den Aufstieg in die ACB. Seitdem verbindet beide eine Freundschaft. In Hamburg, beim Hinspiel, trafen sich beide wieder, Ben Lammers behielt mit seinen Albatrossen die Oberhand (80:88). Im Schnitt kommt der Center mit dem gefährlichen Mitteldistanzwurf auf 6,6 Punkte, 3,9 Rebounds und 0,6 Assists. Mit 15,3 Punkte ist Jaylon Brown zweitbester Hamburger Scorer, zudem ligaweit im Ranking auf Platz 12, dazu steuert der athletische Guard noch 2,0 Rebounds und 1,8 Assists bei.

BLICK IN DIE GESCHICHTSBÜCHER Gleich fünf Spiele bestritten die Hamburg Towers und ALBA BERLIN in der vergangenen Saison gegeneinander. In der Gesamtbilanz liegen die Hauptstädter aktuell mit 5:2 in Führung, auch weil sie sich bei der ersten BBL-Playoffteilnahme der Hanseaten mit einem Sweep (3:0) auf dem Weg zur zehnten deutschen Meisterschaft im Viertelfinale durchsetzten. Dass die Towers in der vergangenen Spielzeit gegen Berlin aber alles andere als chancenlos waren, bewiesen sie in der regulären Saison. Als einziges Team in der Saison 20/21 gewannen die Hamburger beide Spiele – zunächst die Nachholpartie des achten Spieltages mit 90:75, ehe man nur vier Tage später auch gegen München siegte, und zweieinhalb Wochen später noch einmal mit 68:75 in der Arena am Ostbahnhof.

OFF THE COURT Zwar ist die Partie weit weg von einem Freundschaftsspiel, doch hat sie etwas von einem Duell unter Freunden. Denn neben den Ex-Kollegen aus Bilbao, gibt es zahlreiche weitere gemeinsame Weggefährten. Angefangen bei Louis Olinde. Der gebürtige Hamburger spielte bereits in der JBBL und NBBL (mit Osaro Jürgen Rich) für die Hamburg Towers, die damals noch Piraten Hamburg hießen, und absolvierte 2016 drei Partien für die Hanseaten in der ProA, bei denen Assistant Coach Benka Barloschky bereits auf der Bank saß. Doppellizenzspieler Hendrik Drescher wurde zusammen mit Jonas Mattisseck zuerst bei TuS Lichterfelde und anschließend in der ALBA-Jugend groß – 2018 wurden beide gemeinsam NBBL-Meister und führten die deutsche U18-Nationalmannschaft zum Titel beim renommierten Albert-Schweitzer-Turnier. Einen gemeinsamen Titel feierten auch Lukas Meisner und Maodo Lo. In der Saison 2015/16, Los letztem und Meisners erstem Jahr am College, gewannen sie mit der Columbia University das CIT, das drittgrößte amerikanische College-Turnier.

KURZER SCHNACK VOR DEM SPIEL

Inniger Jubel der Hamburger Kapitäne Seth Hinrichs und Max DiLeo nach dem Sieg gegen München. | Foto: Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Wir haben nicht viel Zeit, um uns auf die Partie vorzubereiten. Wir spielen erneut gegen ein hochkarätiges Team. Wir dürfen jetzt aber nicht erwarten, dass es genauso läuft wie gegen München – denn die Mannschaften sind nicht zu vergleichen. Wenn es ein Team gibt, dass zahlreiche Verletzungen wegstecken musste und sich im Saisonverlauf trotzdem weiterentwickeln konnte, dann sind es die Berliner. In meinen Augen spielen sie derzeit ihren besten Basketball, erzielen beeindruckende Ergebnisse. Sie kombinieren eine aggressive und effiziente Verteidigung mit einer schnellen, und vor allem im Umschaltspiel gefährlichen, Offensive. Wir haben jetzt noch drei Spiele in der Hauptrunde, natürlich wollen wir am liebsten alle drei gewinnen.“

MAX DILEO: „Berlin ist ein hochkarätiges Team. Es wird eine weitere Herausforderung. Wir können einiges aus dem München-Spiel mitnehmen, das Momentum, dürfen deswegen aber nicht zu selbstsicher sein. Keine BBL-Partie, egal gegen wen es geht, ist einfach. Unsere Defensive ist unser Kern, wir müssen Berlin, genau wie alle anderen Teams, bestmöglich einschränken. Wir dürfen keinem Gegner einen Lauf erlauben, das ist uns in der Vergangenheit nicht immer gelungen. Nur 35 Minuten gute Verteidigung werden nicht reichen, denn dann verbleiben immer noch fünf Minuten, in denen Alba das Spiel an sich reißen kann. Und das wäre für unsere Spielweise schmerzhaft. Eine weitere Playoff-Teilnahme wäre für den Klub und das Team eine großartige Leistung. Aber noch ist nichts sicher. Wir Spieler beschäftigen uns nicht mit den Rechenspielen. Unsere Arbeit in diesem Jahr ist noch lange nicht getan.“