An der Belastungsgrenze zum Sieg

Die Veolia Towers Hamburg spielen gegen medi bayreuth an der Belastungsgrenze und belohnen sich für ihre Energieleistung mit dem 86:74-Heimsieg. Fünf Hamburger mit zweistelliger Punkteausbeute. Head Coach Benka Barloschky feiert ersten BBL-Erfolg als Head Coach.

Benka Barloschky: „Dieses Spiel hat allen Beteiligten viel Kraft gekostet. Das Spiel war auf allen Ebenen intensiv, teilweise auch fehlerbehaftet und sehr nervös über Phasen. Es war kein souveränes Spiel – von beiden Teams nicht. Wir hatten damit gerechnet, dass Childress fehlen würde, das ist natürlich eine riesige Schwächung für Bayreuth gerade im Playmaking. Wir wollten von Anfang an viel Druck auf Basti Doreth aufbauen und sehr physisch spielen gegen Sargiunas. Das ist uns über weite Strecken gut gelungen, sodass wir Fehler provoziert haben. Offensiv haben wir dennoch wieder zu viele Fehler gemacht. Wenn wir gewinnen, kann man diese Fehler vielleicht leichter hinnehmen und ab morgen an der Vorbeugung solcher Fehler arbeiten. Ich bin heute sehr froh, dass die Mannschaft sich belohnt hat. Das Wichtigste ist aber, dass die Jungs hart gekämpft haben und nicht in dieses Loch gefallen sind, das in den letzten Spielen so präsent war. Ich freue mich wahnsinnig für das Team darüber, dass sie sich heute belohnt haben.“

Lukas Meisner: „Wir waren so gierig nach dem Erfolg, dass wir alles aus uns herausgeholt haben. Deswegen bin ich super erleichtert, dass uns der Sieg heute auch wirklich geglückt ist. Wir haben uns vorgenommen, den Gegner nicht in lange Läufe kommen zu lassen. Da war in der Vergangenheit der Wurm drin. Wir finden jetzt so langsam wieder zu uns zurück, deswegen haben wir auch auf die Läufe Antworten finden können. Wir sollten uns darauf fokussieren, was wir heute gut gemacht haben und alles Positive mitnehmen, davon müssen wir noch viel mehr zehren. Heute haben wir gesehen, wie uns Erfolgserlebnisse durch die 40 Minuten tragen können.“

Veolia Towers Hamburg 86:74 medi bayreuth (22:18, 39:33, 61:49)

Mit einem Wechselbad der Gefühle – auf den Jubel über die vorzeitige Vertragsverlängerung von Lukas Meisner folgte eine Schweigeminute für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien – begann die richtungsweisende Partie gegen medi bayreuth. Und die Brisanz des Duells am 20. Spieltag unterstrichen beide Kontrahenten in einer rasanten Anfangsphase. Yoeli Childs und James Woodard übernahmen im Angriff für die Veolia Towers, aufseiten der Gäste stellten Rowe und Bruhnke das entsprechende Pendant. Vor allem aber hingen sich beide Teams in der Defensive voll rein. Der ersten Bayreuther Führung durch Ex-Hamburger Rich ging ebenso ein Ballverlust voraus, wie dem anschließenden Spielstandwechsel, den Ziga Samar mit einem beherzten And-One herbeiführte. Ebenso ansehnlich und effektiv waren auch die drei folgenden Anspiele des Slowenen auf Jonas Wohlfarth-Bottermann, die der Center konsequent verwandelte. Ein Drei-Punkt-Spiel von Anthony Polite nur Zehntelsekunden vor dem Ende des ersten Viertels untermauerte den knappen Vorsprung der Hausherren.

Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts setzten die Veolia Towers zunächst in der Defensive ein Zeichen – erst zwangen die Barloschky-Schützlinge Bayreuth zur Acht-Sekunden-Überschreitung im Rückfeld, anschließend klaute Ziga Samar seinem Gegenspieler das Spielgerät. Das erste spürbare Momentum nutzten die Hamburger, um sich auf acht Punkte abzusetzen. Und die Führung hätte sogar noch deutlicher ausfallen können – vielleicht sogar müssen. Doch über fünfeinhalb Minuten wollten, mit Ausnahme eines Zweiers von Anthony Polite und einem WoBo-Korbleger, die Würfe für die Towers nicht mehr fallen. Selbst aussichtsreichste Abschlüsse direkt unter dem Korb rollten lediglich über den Ring, fielen aber nicht durch die Reuse. Die Bayreuther nutzten die sich gebotene Möglichkeit und erzwangen regelrecht aus der Distanz den Anschluss. Erst in der letzten Minute vor der Pause sollte die offensive Durststrecke der Hamburger enden. Mit vier Zählern in Serie verschaffte Ziga Samar, der effektivste Tower (7 Pkt., 5 Ass.) in der ersten Hälfte, seinem Team kurz vor der Pause nochmal ein kleines Plus. Den Schlusspunkt allerdings setzten die oberfränkischen Gäste durch Osaro Jürgen Rich von Freiwurflinie. Eine spannende zweite Halbzeit im brisanten Duell war somit vorprogrammiert.

Direkt nach dem Seitenwechsel verkürzte Diallo für Bayreuth sogar auf drei Zähler. Die Veolia Towers hielten dem Druck des Anschlusses jedoch mit Bravour stand. Weil sie den Kampf annahmen, jedem Ball hinterher hechteten, die Räume eng machten und so Bayreuth sprichwörtlich die Luft zum Atmen nahmen. Und ihr kompromissloses Defensivverhalten auch in Zählbares ummünzten. Zwei Distanztreffer von Lukas Meisner, darunter sein 150. Dreier in der easyCredit BBL, sorgten wieder für Abstand auf dem Scoreboard. James Woodard und Anthony Polite setzten konsequent nach und ließen den Vorsprung bis auf 12 Punkte anwachsen. Die verbleibenden etwas mehr als zwei Minuten im dritten Viertel waren geprägt vom, aufgrund der Tabellensituation beider Kontrahenten, erwartbaren Kampf. Während sich Ballverluste und Rebounds auf beiden Seiten in schier nicht enden wollender Vielzahl nun die Klinke in die Hand gaben, änderte sich an der Differenz auf der Anzeigetafel aber nichts.

Zu Beginn des Schlussviertels setzte Kendale McCullum mit dem nächsten Ballgewinn ein weiteres Defensivstatement, ehe er mustergültig für Christoph Philipps auch das nächste Offensivhighlight auflegte. Postwendend konterte Bayreuth jedoch mit einem 7:0-Run und hielt so die Brisanz weiterhin aufrecht. Rund sechseinhalb Minuten vor Schluss war der energiegeladene Arbeitseinsatz von Yoeli Childs nach seinem fünften Foul vorzeitig beendet – dem Frust darüber machte der Center auf der Bank lautstark Luft. Die Energie des Zonenriesen verblieb aber auf dem Court, James Woodard, mit seinem sechsten Dreier, und Anthony Polite per And-One, hielten Bayreuth auf Abstand. Abschütteln lassen, wollte sich das Tabellenschlusslicht jedoch nicht. Stattdessen würgten sich die Oberfranken immer wieder an die Freiwurflinie. Als auch Jonas Wohlfarth-Bottermann zweieinhalb Minuten vor Ende der regulären Spielzeit nach seinem fünften Foul auf der Bank Platz nehmen musste, drohte die Partie noch einmal brenzlig zu werden. Doch auch dem letzten Ansturm der nimmermüden Bayreuther hielten die Veolia Towers stand und belohnten sich nach 40 kämpferischen Minuten mit dem wichtigen Heimsieg – der gekrönt wurde von Standing Ovations der 3400 Fans in der abermals ausverkauften edel-optics.de Arena.

Stats: Schoormann, Polite (12, 4 Reb.), Philipps (2), Meisner (11, 7 Reb.), Woodard (23), Samar (15, 10 Ass., 5 Stl.), McCullum (5, 3 Reb., 5 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (12, 4 Reb.), Childs (6, 5 Reb.)