Am Ende fehlte die Energie in Trento

Die Veolia Towers Hamburg geraten im Schlussviertel in Rückstand und können anschließend die 85:80-Niederlage bei Dolomiti Energie Trento nicht mehr abwenden. James Woodard (23 Pkt.) mit neuem EuroCup-Bestwert. Trotz der fünften Niederlage verbleiben die Towers auf Platz acht.

Raoul Korner: „Das Spiel war wirklich sehr eng, das sieht man auch an den Viertelständen. Am Ende hat uns wahrscheinlich aufgrund der wenigen verfügbaren Spieler ein bisschen die Energie gefehlt, auch die Foulsituation war entscheidend. Das hat uns unsere Struktur verlieren lassen, je müder wir geworden sind, desto mehr Ballverluste haben wir uns geleistet. Das führte zu einfachen Punkten, die wir Trento nicht erlauben wollten. Dennoch bin ich stolz auf meine Jungs, wie sie mit der Situation umgangen sind und gekämpft haben. Jetzt hoffe ich, dass die anderen Jungs schnell zurückkommen. Heute haben wir verloren, aber den Fünf-Punkte-Rückstand können wir im Rückspiel zu Hause wieder aufholen.“

Seth Hinrichs: „Wir haben über weite Strecken das umgesetzt, was wir machen wollten. Aber am Ende haben sie einige schwierige Würfe im vierten Viertel getroffen. Wir hatten dann nicht mehr genug im Tank, um noch einmal gegenzusetzen. Dennoch bin ich stolz darauf, wie wir gekämpft haben. Gerade nach dem Chemnitz-Spiel war es wieder ein Schritt in die richtige Richtung, zu dem Basketball, den wir spielen wollen. Klar macht es nie Spaß zu verlieren, aber wir müssen jetzt direkt den Fokus auf unsere nächste Aufgabe legen.“

Dolomiti Energia Trento 85:80 Veolia Towers Hamburg (16:20, 41:42, 64:62)

Den derzeitigen personellen Umständen geschuldet begannen die Veolia Towers mit einer Small Ball Line-up. Und zunächst wirkte es so, als würde die aus der Not geborene Startformation direkt zu neuen Unstimmigkeiten im Zusammenspiel führen. Doch die Hamburger schüttelten sich kurz und konterten den 7:0-Start von Trento mit einem 9:0-Gegenstoß. Ebenso neu wie die Startvariante war auch die bereits früh im ersten Viertel eingestreute 2-3-Zonenpresse, mit der das Team von Raoul Korner das anfängliche Tempo der Italiener drosselte und fortan schwierige Abschlüsse provozierte. Weil die Hanseaten ihrerseits sehr geduldig für einen Wurf arbeiten, war die Punkteausbeute beider Teams zwar nicht besonders hoch – die zwischenzeitliche Sechs-Punkte-Führung aber verdient. Zwei Einzelaktionen ließen Trento wieder aufschließen, ehe James Woodard – schon bei elf Punkten angekommen – das erste Viertel mit einem Dreier beendete.

Gar nicht neu dagegen, das waren die Ballverluste, die die Towers dann um den Ertrag ihres bisher guten Auftrittes brachten. Gleich zwei in Serie, von Woodard und Cleary, ließen die Italiener anschließen. Drei weitere bescherten den Führungswechsel. Dass die Hamburger zudem bereits nach drei Minuten im zweiten Viertel das Foullimit erreicht hatten, brachte Raoul Korner an der Seitenlinie ordentlich auf Betriebstemperatur. Die erneut eingestreute Zonenverteidigung beruhigte nicht nur den Head Coach, sondern auch das Geschehen wieder. Im Angriff behielt Seth Hinrichs die Übersicht – spielte kluge Pässe und sorgte mit einem Distanztreffer wieder für ein kleines Hamburger Polster. Zwei schwierige Distanztreffer von Trentos erst 21-jährigem Talent Luca Conti eröffneten zwei sehr turbulente Minuten vor der Halbzeitsirene. Beide Teams kurbelten noch einmal ihre Offensivmaschinerie an – ein Buzzerbeater von Lukas Meisner war der krönende Abschluss, der die Hamburger gleichzeitig die, wenn auch sehr knappe, Führung behalten ließ.

Nach dem Seitenwechsel gab zunächst Trento den Ton an – allen voran Bayern-Leihgabe Diego Flaccadori, der sechs Zähler in den ersten Minuten nach dem Wiederbeginn beisteuerte. Dass sich mit Lukas Meisner und Ziga Samar gleich zwei Hamburger Aktivposten mit sehr unglücklichen Aktionen ihr jeweils drittes persönliches Foul einhandelten, machte die weitere Aufgabe nicht unbedingt einfacher. Während in der Defensive wieder auf Zonenverteidigung umgestellt wurde, war es im Angriff ein weiteres Mal Seth Hinrichs, der einen wichtigen Wurf verwandelte und damit Trento zur Auszeit zwang. Mit mehr Glück als Verstand von jenseits der 6,75-Meter-Linie nutzten die Hausherren die Schwachstellen einer Zone – gleich drei Dreier in Serie kippten den Spielstand und zwangen die Towers wieder in ihre Mann-Mann-Verteidigung. Dass auch Marvin Clark II noch einmal aus der Distanz einnetzte und anschließend sehr energisch zum Rebound ging, war immens wichtig, um vor Ende des dritten Viertels nicht abreißen zu lassen.

Der dritte Dreier von Clark II an diesem Abend brachte die Veolia Towers zu Beginn des Schlussabschnitts wieder in Front. Trento konterte jedoch mit einem 8:0-Lauf, der nicht nur die höchste Führung der zweiten Hälfte bedeutete, sondern die Hamburger auch in die schwierigste Situation des Abends brachte. Trotz der Strapazen zuletzt und den Ausfällen von Yoeli Childs, Kendale McCullum und Leif Möller bäumten sich die Hanseaten noch einmal auf. Der mit vier Fouls belastete Ziga Samar verwandelte erst einen eng verteidigten Abschluss, Meisner verkürzte weiter mit einem sehr frechen Dreier im Fastbreak. Doch eine Auszeit von Trento genügte, um das Momentum zu kippen – prompt waren die Gastgeber wieder mit sechs Zählern in Führung. Richtig schmerzhaft war der folgende Dreier von Udom, der die Hypothek auf neun Punkte anwachsen ließ. Ein letztes Aufbäumen der Towers half nicht, um die Partie noch einmal zu drehen, auch weil Trento an der Freiwurflinie keine Nerven zeigte.

Stats: Schoormann, Cleary (2), Philipps (2), Meisner (11, 9 Reb.), Woodard (23, 3 Reb., 6 Ass.), Samar (12, 3 Reb., 4 Ass.), Hinrichs (10, 5 Reb., 6 Ass.), Clark II (14, 4 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (6, 5 Reb.)