Alte Muster bringen Pleite gegen Ulm

Die Veolia Towers Hamburg erzielen nach der Halbzeitführung nur noch 23 Zähler und verlieren letztendlich mit 65:80 klar gegen ratiopharm ulm. In der zweiten Hälfte häufen sich die Fehler. Ballverluste und Offensivrebounds verhindern jede Chance auf ein Comeback.

Raoul Korner: „Zuerst Glückwunsch an Anton und seine Mannschaft zum Sieg heute. Für uns war es ein Rückfall in alte, schlechte Muster. Wenn ich mir allein das Statsheet anschaue und sehe dort 21 Turnover, 19 Offensivrebounds zugelassen, 52 Prozent Freiwürfe, 20 Prozent vom Dreier – dann ist das genau das, was uns zu schaffen macht. Und genau das hat uns heute wieder das Genick gebrochen. Wir scoren 65 Punkte daheim, das ist inferior, das ist einfach zu wenig. Aber nicht einmal das größte Problem, so komisch das klingt. Obwohl wir nach der ersten Halbzeit mit zwei Punkten führen und weiß Gott nicht gut spielen, wir hatten oft die Chance auf ein Momentum, haben aber unsere Chancen verdaddelt. Dass wir dann nach der Halbzeit nur 23 Punkte scoren und so kopflos spielen, das darf nicht sein. Die Leistung heute war einfach indiskutabel.“

Len Schoormann: „Das erste Viertel haben wir mit Energie begonnen und eine gute Einstellung gezeigt, aber schon im zweiten Viertel war der Wurm drin. Was in der zweiten Hälfte passiert ist, kann ich nicht wirklich erklären. Man konnte erkennen, dass unsere Energie bei jedem Ulmer Korb weiter nachgelassen hat. Wir haben die Köpfe hängen lassen und nicht mehr als Team agiert. Dann verliert man Spiele. Irgendwas muss es in unseren Köpfen klicken, damit wir wachgerüttelt werden. Wenn man auf dem Spielfeld in einem Tief steckt, darf man nicht so aufgeben. Wir müssen bis zum Schluss kämpfen und nicht zuschauen. Das müssen wir in Griff kriegen.“

Veolia Towers Hamburg 65:80 ratiopharm ulm (22:18, 42:40, 51:59)

Es waren genau 49 Sekunden gespielt, als Kendale McCullum mit dem Premierentreffer des Abends eine rasante Anfangsphase einleitete. Während die 3400 Zuschauenden in der zum sechsten Mal in Folge ausverkauften edel-optics.de Arena langsam wieder Platz nahmen, ging es auf dem Parkett unaufhörlich auf und ab. Trotz des hohen Tempos blieben Fehler zunächst die Ausnahme. Im Gleichschritt gingen die beiden Kontrahenten voran. Ein Defensivhighlight von Len Schoormann, der den heranfliegenden Karim Jallow beim Dunkversuch mustergültig abräumte, bescherte ein erstes Hamburger Momentum, infolgedessen sich das Team von Raoul Korner erstmalig leicht absetzen konnten. Während beide Teams nun mehr in die Defensive investierten, nahm das Tempo ab, die Fehlerquote dagegen zu. Gleich vier Distanztreffer hielten die Gäste aus Ulm im Spiel, auch weil die Towers ihrerseits noch auf den ersten Treffer von Downtown warteten. Dafür kamen die Gastgeber, bei denen Yoeli Childs weiter fehlte, in Korbnähe regelmäßig zu hochprozentigen Abschlüssen – und blieben so auch zum Ende der ersten zehn Minuten weiter in Front.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts brach James Woodard den Hamburger Dreier-Bann, Seth Hinrichs ließ direkt einen weiteren Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Linie folgen. Und auch defensiv begannen die Hamburger ausgesprochen aufmerksam. Zwei Treffer von Brandon Paul an der Freiwurflinie blieben über drei Minuten das einzig Zählbare, das die Gäste zustande brachten. So konnten sich die Towers bis auf neun Punkte absetzen – Bestand hatte die bis hierhin höchste Führung aber nur kurz. Mit einem 9:0-Lauf glich Ulm innerhalb von nur 77 Sekunden wieder aus. Head Coach Korner nutzte eine Auszeit, um das aufkeimende Momentum der Gäste zu brechen – und hatte Erfolg. Die letzten fünf Minuten vor der Pause bewegten sich beide Teams wieder im Gleichschritt vorwärts. Das Geschehen glich einem Abnutzungskampf, in dem sich die Kontrahenten abwechselnd aus dem Rhythmus brachten.

Die 15-minütige Pflichtunterbrechung und der Seitenwechsel halfen den Towers allerdings nicht, um daran anschließend wieder Fahrt aufzunehmen. Die Offensive nach Wiederbeginn war mehr Stückwerk, erst nach drei Minuten erzielte James Woodard den ersten Hamburger Punkt der zweiten Hälfte von der Freiwurflinie. Das Spiel der Ulmer wirkte zwar auch nicht runder, doch die Gäste profitierten von zu vielen schlechten Entscheidungen und Fehlwürfen – die sie reihenweise zu einfachen Abschlüssen im Fastbreak einluden. Die zum Teil ratlos wirkenden Hanseaten gerieten vorübergehend mit elf Punkten in Rückstand. James Woodard spornte seine Teamkollegen lautstark an, den Kampf endlich anzunehmen – und legte anschließend für Marvin Clark II auf. Doch auch das vom Dreier des Amerikaners initiierte kurze Aufbäumen, das die Fans direkt lautstark begleiteten, verpuffte unter zwei weiteren Ballverlusten. Nur neun Zähler brachten die Veolia Towers im dritten Viertel zustande. Die zwei abschließenden von James Woodard verhinderten immerhin, dass es mit einem zweistelligen Rückstand in den Schlussabschnitt ging.

Da sich zu Beginn des vierten Viertels die offensive Unentschlossenheit der Veolia Towers jedoch nahtlos fortsetzte, hatte ratiopharm ulm nahezu leichtes Spiel, die Hypothek auf 16 Punkte anwachsen zu lassen. Drei Punkte von Clark II blieben über fünf Minuten die einzigen Hamburger Zähler aus dem Spiel. Es wirkte so, als hätte sich der Spielausgang längst zementiert. Zwar spielten sich die Towers in den Schlussminuten doch noch einige offene Würfe heraus, durch die Reuse zischte jedoch fast keiner mehr. Bei insgesamt 21 Ballverlusten und 19 abgegebenen Offensivrebounds – die Ulm ihrerseits in unglaubliche 80 Versuche aus dem Feld nutzte – hätte es jedoch an diesem Abend eine deutlich bessere Quote – vor allem aus der Distanz (6/30, 20%) – benötigt, um dem Spiel eine andere Richtung zu verpassen. Dass ausgerechnet einer der nur sechs Distanztreffer mit Ablauf der Spielzeit fiel, zeichnete zur unglücklichsten Zeit eine Karikatur des Spielgeschehens.

Stats: Schoormann (10), Philipps, Meisner (8, 10 Reb., 3 Ass.), Woodard (12, 5 Reb, 3 Ass.), Samar (6 Reb., 3 Ass.), McCullum (16, 4 Ass.), Hinrichs (3, 5 Reb., 3 Ass.), Clark II (6, 4 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (10, 6 Reb.)