Niklas Wimberg ruft Team auf dem Feld gegen Chemnitz zusammen

22-Punkte-Plus reicht gegen Chemnitz nicht

Die Veolia Towers unterliegen nach zwischenzeitlich 22 Punkten Vorsprung mit 88:93 gegen die NINERS Chemnitz. Die Sachsen drehen das Spiel im Schlussviertel. Der vorzeitig ausgefoulte Brae Ivey wird mit 17 Punkten Topscorer der Hamburger.

Benka Barloschky: „Wir haben zum entscheidenden Zeitpunkt nicht die Würfe getroffen, die wir hätten treffen müssen. Dadurch haben wir die Ruhe verloren. Im letzten Viertel ist es uns nicht mehr gelungen, Chemnitz zu stoppen. Ich glaube, vieles davon hing mit der Qualität unserer Würfe am offensiven Ende zusammen. Wenn man nicht scort, ist es unglaublich schwer, die Intensität in der Defensive aufrechtzuerhalten. Das Spiel tut wirklich weh. Aber wir haben noch ein Spiel, alle Rechnungen sind egal, wir werden alles daransetzen, noch einmal unseren besten Basketball zu spielen.“

Benedikt Turudic: „Der Coach hat es in der Kabine sehr gut auf den Punkt gebracht. Nach den drei ekligen Niederlagen sind wir in einem großen Kampf untergegangen. Natürlich schmerzt es sehr, auch weil das Fenster für die Postseason jetzt sehr klein ist. Unsere Würfe sind zum Ende hin nicht mehr gefallen, wir waren auch nicht mehr so konsequent in der Verteidigung wie in der ersten Halbzeit. Am Ende waren wir in einer Situation, in der Chemnitz, gerade nach den zwei Overtime-Siegen zuletzt, die besseren Nerven hatte.“

Wenn sich eine Chance bietet, dann sollte man sie auch ergreifen. Klingt etwas pathetisch, schien aber genau die richtige Marschroute für die Veolia Towers zu sein. Die Hamburger begannen hoch konzentriert, nutzten in der Anfangsphase jede noch so kleine Lücke, die sich in der Defensive der NINERS Chemnitz bot. Weil die Schützlinge von Benka Barloschky zudem auch stark reboundeten, leuchtete eine verdiente 17:9-Führung nach knapp fünf Minuten auf der Anzeigetafel. Grund genug für Rodrigo Pastore zur Auszeit zu greifen. Doch auch nach der Zwangsunterbrechung blieben die Hanseaten tonangebend. Lediglich einen Freiwurf brachten die Sachsen, genauer Kevin Yebo, in weiteren 90 Sekunden unter. Die Towers ihrerseits sieben Zähler, sodass der Vorsprung weiter anwuchs. Und sich Pastore erneut zur Auszeit gezwungen sah. Doch auch die verpuffte an der knallharten Hamburger Verteidigung. Ohne Pardon legten die Hausherren zum Ende des ersten Viertels auf 29:12 vor.

Towers wehren Chemnitzer Schachzug ab

Nach der ersten Viertelpause hatten die Chemnitzer auf Zonenverteidigung umgestellt. Und damit ganz offensichtlich einen Nerv getroffen. Nach zwei Angriffssequenzen, die nur schleppend verliefen, beorderte Barloschky sein Team zur Neujustierung auf die Bank. Die zeigte sich kurzzeitig in zwei Zonenabschlüssen von Kur Kuath und Niklas Wimberg erfolgreich. Insgesamt aber waren es nun die NINERS, die das Tempo und damit auch das Spielgeschehen bestimmten. Bis Kapitän Benedikt Turudic seine Mannschaft mit einem erfolgreichen Alley-Oop wieder einnordete. Weil die Veolia Towers wieder aggressiver zum Korb zogen, waren auch die Lücken wieder da. Gleich doppelt profitierte Osaro Rich davon. Mit viel Resilienz hatten die Hamburger Pastores Schachzug also erst einmal abwehren können. Von der Freiwurflinie vollendete Brae Ivey, als erster Hamburger bereits mit zweistelliger Punkteausbeute (12), eine postseasonwürdige erste Halbzeit (50:35).

Konzentriert, effizient und wahrlich kaltschnäuzig eröffneten die Veolia Towers die zweite Spielhälfte. In Zahlen ausgedrückt war es ein 7:0-Start, der den Hamburgern die höchste Führung des Abends (22) bescherte. Das im Angriff immer wieder aufblitzende Selbstvertrauen holte sich das Barloschky-Team aber auf der anderen Seite des Feldes. In den ersten viereinhalb Minuten nach Wiederbeginn hielten die Hanseaten die sächsischen Gäste bei zwei Punkten. Dann aber drehte sich der Wind. Chemnitz nahm fast wie aus dem Nichts, begünstigt von zwei Hamburger Ballverlusten, an Fahrt auf. Und drückten die Differenz mit einem 9:0-Zwischenspurt wieder in den einstelligen Bereich. Ein Ballgewinn und anschließender Fastbreak von Jaizec Lottie stoppte den Ansturm und holte auch die 2897 Zuschauer zurück ins Spiel. Unter lautstarkem Jubel sorgte Johnathan Stove für den 72:59-Viertelstand.

NINERS wittern und drehen

Das Schlussviertel begann aus Hamburger Sicht dann aber mit einer Hiobsbotschaft. Brae Ivey bekam in nur 58 Sekunden gleich zwei Fouls angehangen, was ihm zwangsweise einen Platz auf der Bank einbrachte. Die NINERS witterten ihre Chance, die Partie zu drehen – und untermauerten das mit einem 11:0-Start. Mit vier Punkten beendete Johnathan Stove die offensive Durststrecke für sein Team. Kapitän Turudic hielt mit Punkten trotz Foul, auch wenn er anschließend an der Freiwurflinie verpasste, das Emotionslevel hoch. Dass Brae Ivey knapp vier Minuten vor dem Ende nach einem vermeintlichen Flopping im Wurf, welches mit einem technischen Foul geahndet wurde, die Partie vorzeitig verlassen musste, wirkte dagegen wie ein Downer. Und eine erneute günstige Gelegenheit für Chemnitz, die mit zwei Dreiern den Ausgleich herbeiführten und zum Start der Crunchtime in Führung gingen. Die letzten zwei Minuten waren an Spannung nicht zu überbieten, auch weil die Veolia Towers, weiter in Rückstand, dem Spiel per Stop-the-Clock noch eine letzte Wendung verpassen wollten. Die blieb aber aus, Chemnitz behielt, Last-Minute-Erfolg erprobt, die Nerven und entführte einen 88:93-Auswärtssieg.

Stats: Ivey (17, 3 Reb., 6 Ast., 5 Stl.), Rich (4), Lottie (13, 3 Ast.), Grey, Wimberg (13, 5 Reb.), Barnett (4, 9 Reb., 4 Ast.), Stove (15, 3 Reb., 3 Ast.), Kuath (11, 9 Reb.), Ogbe (3), Turudic (8, 3 Ast.)

Das komplette Spiel im Re-Live und die Highlights gibt es auf Abruf bei Dyn